Der jährliche Bedarf an Primärkunststoffen beträgt in Europa ca. 46 Millionen Tonnen, dies entspricht ca. 20% der globalen Jahresproduktionsmenge. Die derzeitigen Rückgewinnungsraten für Kunststoffe innerhalb der EU liegen nur zwischen 10% und 30% mit einem Durchschnittswert von 14%. Die Verstärkung aller Aktivitäten zur Rückgewinnung von Kunststoffen gewinnt daher nicht nur aus ökologischen sondern auch aus ökonomischen Gründen an Bedeutung. Die vorliegende Arbeit untersucht die Rückgewinnungsmöglichkeiten ausgewählter Thermoplaste aus dem komplexen Abfallstrom der Elektroaltgeräte. Die Gründe dafür liegen darin, dass sich die Sammlung und Aufbereitung dieses Abfallstroms in Europa etabliert hat und daher konstant steigende Mengenströme zu erwarten sind, dass der Kunststoffanteil in diesem Abfallstrom hinreichend hoch ist. Ein Vergleich der Trenn- und Sortiermöglichkeiten für Kunststoffe zeigt, dass sich eine effektive Rückgewinnung mit der Technologie der Nahinfrarotspektroskopie realisieren lässt. Die Ergebnisse aus den praktischen Versuchen belegen, dass Polycarbonate und Polyamide mit ausreichender Sortenreinheit aus einem komplexen Strom heraussortiert werden können, sofern die Korngröße ausreichend groß und die Oberflächenverschmutzung gering ist. Die Eigenschaftsprofile der recycelten Materialien liegen zum Teil deutlich unter jenen von Primärware, können allerdings durch einfache Additivierung deutlich verbessert werden. Die Analyse auf Schwermetalle oder andere Substanzen, welche durch das europäische Chemikalienrecht REACH spezifiziert sind, zeigt, dass für Polyamid eine Unsicherheit beim Gesamtgehalt an Cadmium besteht. Diese kann aber durch den Einsatz von Farbsortierung eliminiert werden.