Charakterisierung von Tsunamisedimenten anhand von sedimentologischen, sedimentpetrographischen und ökologischen Merkmalen an Beispielen aus Thailand und der Dominikanischen Republik

Publikationen: Thesis / Studienabschlussarbeiten und HabilitationsschriftenDissertation

Bibtex - Download

@phdthesis{78c610d407b941cda546cc3345e35512,
title = "Charakterisierung von Tsunamisedimenten anhand von sedimentologischen, sedimentpetrographischen und {\"o}kologischen Merkmalen an Beispielen aus Thailand und der Dominikanischen Republik",
abstract = "Tsunamisedimente erlauben eine, {\"u}ber historische Aufzeichnungen hinausreichende, Rekonstruktion der Tsunamigef{\"a}hrdung eines K{\"u}stenabschnittes. Daf{\"u}r m{\"u}ssen diese aber von meist {\"a}hnlich ausgebildeten Sturmsedimenten eindeutig unterschieden werden k{\"o}nnen. Gel{\"a}ndearbeiten wurden in Thailand (Khao Lak, Tsunami 2004) und der Dominikanischen Republik durchgef{\"u}hrt, mit anschlie{\ss}enden sedimentpetrographischen und {\"o}kologischen Detailuntersuchungen. Die Massen gro{\ss}er Bl{\"o}cke wurden n{\"a}herungsweise bestimmt und hydraulische Mindestbedingungen f{\"u}r ihren Transport rekonstruiert. In Khao Lak finden sich verbreitet siltig-sandige Tsunamisedimentlagen. Diese unterscheiden sich durch h{\"o}heren Silt-, Ton- und Karbonatgehalt deutlich von den Pr{\"a}tsunamisanden und –b{\"o}den. Im Nahbereich von {\"A}stuaren sind diese Unterschiede jedoch geringer ausgebildet. {\"A}stuarferne Tsunamisedimente lassen sich auch gut von den Sanden des rezenten Strandes abgrenzen. Die petrographischen Merkmale belegen feink{\"o}rnige Schelfsedimente unterhalb der Wellenbasis als eine wichtige Quelle f{\"u}r die Tsunamisedimente. Lokal konnten auch tsunamiabgelagerte Korallenbl{\"o}cke beobachtet werden. In der Dominikanischen Republik konnten entlang dreier K{\"u}stenabschnitte wellenabgelagerte Sedimente nachgewiesen werden (sandige Sedimentlagen: NE- und SW-K{\"u}ste; Blockablagerungen: S{\"u}dk{\"u}ste). Damit wurden erstmals solche Sedimente auf der Insel Hispaniola beschrieben. Im Gebiet von Playa Cos{\'o}n (NE) wurde eine Lage aus massivem feink{\"o}rnigem Karbonatsand, welche einen karbonatfreien siltigen Ton in Tiefen von 20-38 cm {\"u}berlagert, beobachtet. Die topographische Position dieser Sandlage (220-260 m landw{\"a}rts des Meeres, landw{\"a}rts eines ca. 2 m hohen, sandigen R{\"u}ckens) und die Anwesenheit einer landw{\"a}rts gerichteten synsediment{\"a}ren Flammenstruktur erlauben die Zuordnung zu einem Tsunami (aufgrund der stratigraphischen Position zu jenem vom 8. August 1946). Die Foraminiferen-Vergesellschaftung wird dabei von flachmarinen Formen dominiert, aber es konnten auch Formen des {\"a}u{\ss}eren Schelfs und Bathyals in geringen Mengen identifiziert werden. Eine bioklastreiche Sandlage, welche einen karbonatischen siltigen Ton in Tiefen von 30-83 cm {\"u}berlagert, wurde im Gebiet von Puerto Viejo (SW) detektiert. Eine Zuordnung zu einem Tsunami oder Sturm ist dabei aufgrund der topographischen (bis 160 m landw{\"a}rts des Meeres, 1 m {\"u}ber dem Meer), sedimentologischen und petrographischen Merkmale nicht eindeutig m{\"o}glich. Speziell letzteres ist dabei h{\"a}ufig durch Bioturbation stark ver{\"a}ndert. Die Sandlage f{\"u}hrt z.T. hohe Gehalte an planktonischen Foraminiferen, mit gelegentlichem Vorkommen von Radiolarien. Die benthischen Foraminiferen werden von flachmarinen Formen dominiert, ein geringer Beitrag von Formen des tieferen Schelfs und Bathyals ist aber auch dokumentiert. Somit kann die Sandlage als Tsunamisediment interpretiert werden (Ereignis vom Oktober 1751), da Sturmwellen nicht in der Lage sind Sediment aus diesen Wassertiefen an Land zu transportieren. Die S{\"u}dk{\"u}ste der Dominikanischen Republik wird von einer gehobenen Karbonatplattform pleistoz{\"a}nen Alters aufgebaut, entlang derer wellenabgelagerte Bl{\"o}cke nachgewiesen werden konnten. Mit Ausnahme von selten vorkommenden jungen Korallenbl{\"o}cken stammen alle Bl{\"o}cke von der meerw{\"a}rtigen Kante der Plattform. Morphologisch liegen sie h{\"a}ufig als Einzelbl{\"o}cke, in Entfernungen von einigen Zehnermetern zur Felskante und einigen Meter {\"u}ber dem Meer, vor (Akkumulationen, z.T. r{\"u}cken- oder wallartig, wurden nur selten beobachtet). 18 Bl{\"o}cke weisen Massen > 25 t auf, wobei der gr{\"o}{\ss}te bei etwa 90 t liegt. Einige dieser Bl{\"o}cke weisen eindeutige Charakteristika f{\"u}r eine Ablagerung durch einen Tsunami auf, w{\"a}hrend andere als Sturmablagerungen interpretiert werden k{\"o}nnen. Somit werden diese Blockablagerungen als das Produkt von mindestens einem pr{\"a}historischen Tsunami und multiplen Starksturmereignissen interpretiert.",
keywords = "Tsunamisedimente, siltig/sandige Sedimentlagen, Blockablagerungen, Hydrodynamik, Sedimentpetrographie, Foraminiferen, Thailand, Dominikanische Republik, Tsunami deposits, silty/sandy sediment layers, boulders, hydrodynamics, sediment petrography, foraminifers, Thailand, Dominican Republic",
author = "Lorenz Scheucher",
note = "nicht gesperrt",
year = "2012",
language = "Deutsch",
school = "Montanuniversit{\"a}t Leoben (000)",

}

RIS (suitable for import to EndNote) - Download

TY - BOOK

T1 - Charakterisierung von Tsunamisedimenten anhand von sedimentologischen, sedimentpetrographischen und ökologischen Merkmalen an Beispielen aus Thailand und der Dominikanischen Republik

AU - Scheucher, Lorenz

N1 - nicht gesperrt

PY - 2012

Y1 - 2012

N2 - Tsunamisedimente erlauben eine, über historische Aufzeichnungen hinausreichende, Rekonstruktion der Tsunamigefährdung eines Küstenabschnittes. Dafür müssen diese aber von meist ähnlich ausgebildeten Sturmsedimenten eindeutig unterschieden werden können. Geländearbeiten wurden in Thailand (Khao Lak, Tsunami 2004) und der Dominikanischen Republik durchgeführt, mit anschließenden sedimentpetrographischen und ökologischen Detailuntersuchungen. Die Massen großer Blöcke wurden näherungsweise bestimmt und hydraulische Mindestbedingungen für ihren Transport rekonstruiert. In Khao Lak finden sich verbreitet siltig-sandige Tsunamisedimentlagen. Diese unterscheiden sich durch höheren Silt-, Ton- und Karbonatgehalt deutlich von den Prätsunamisanden und –böden. Im Nahbereich von Ästuaren sind diese Unterschiede jedoch geringer ausgebildet. Ästuarferne Tsunamisedimente lassen sich auch gut von den Sanden des rezenten Strandes abgrenzen. Die petrographischen Merkmale belegen feinkörnige Schelfsedimente unterhalb der Wellenbasis als eine wichtige Quelle für die Tsunamisedimente. Lokal konnten auch tsunamiabgelagerte Korallenblöcke beobachtet werden. In der Dominikanischen Republik konnten entlang dreier Küstenabschnitte wellenabgelagerte Sedimente nachgewiesen werden (sandige Sedimentlagen: NE- und SW-Küste; Blockablagerungen: Südküste). Damit wurden erstmals solche Sedimente auf der Insel Hispaniola beschrieben. Im Gebiet von Playa Cosón (NE) wurde eine Lage aus massivem feinkörnigem Karbonatsand, welche einen karbonatfreien siltigen Ton in Tiefen von 20-38 cm überlagert, beobachtet. Die topographische Position dieser Sandlage (220-260 m landwärts des Meeres, landwärts eines ca. 2 m hohen, sandigen Rückens) und die Anwesenheit einer landwärts gerichteten synsedimentären Flammenstruktur erlauben die Zuordnung zu einem Tsunami (aufgrund der stratigraphischen Position zu jenem vom 8. August 1946). Die Foraminiferen-Vergesellschaftung wird dabei von flachmarinen Formen dominiert, aber es konnten auch Formen des äußeren Schelfs und Bathyals in geringen Mengen identifiziert werden. Eine bioklastreiche Sandlage, welche einen karbonatischen siltigen Ton in Tiefen von 30-83 cm überlagert, wurde im Gebiet von Puerto Viejo (SW) detektiert. Eine Zuordnung zu einem Tsunami oder Sturm ist dabei aufgrund der topographischen (bis 160 m landwärts des Meeres, 1 m über dem Meer), sedimentologischen und petrographischen Merkmale nicht eindeutig möglich. Speziell letzteres ist dabei häufig durch Bioturbation stark verändert. Die Sandlage führt z.T. hohe Gehalte an planktonischen Foraminiferen, mit gelegentlichem Vorkommen von Radiolarien. Die benthischen Foraminiferen werden von flachmarinen Formen dominiert, ein geringer Beitrag von Formen des tieferen Schelfs und Bathyals ist aber auch dokumentiert. Somit kann die Sandlage als Tsunamisediment interpretiert werden (Ereignis vom Oktober 1751), da Sturmwellen nicht in der Lage sind Sediment aus diesen Wassertiefen an Land zu transportieren. Die Südküste der Dominikanischen Republik wird von einer gehobenen Karbonatplattform pleistozänen Alters aufgebaut, entlang derer wellenabgelagerte Blöcke nachgewiesen werden konnten. Mit Ausnahme von selten vorkommenden jungen Korallenblöcken stammen alle Blöcke von der meerwärtigen Kante der Plattform. Morphologisch liegen sie häufig als Einzelblöcke, in Entfernungen von einigen Zehnermetern zur Felskante und einigen Meter über dem Meer, vor (Akkumulationen, z.T. rücken- oder wallartig, wurden nur selten beobachtet). 18 Blöcke weisen Massen > 25 t auf, wobei der größte bei etwa 90 t liegt. Einige dieser Blöcke weisen eindeutige Charakteristika für eine Ablagerung durch einen Tsunami auf, während andere als Sturmablagerungen interpretiert werden können. Somit werden diese Blockablagerungen als das Produkt von mindestens einem prähistorischen Tsunami und multiplen Starksturmereignissen interpretiert.

AB - Tsunamisedimente erlauben eine, über historische Aufzeichnungen hinausreichende, Rekonstruktion der Tsunamigefährdung eines Küstenabschnittes. Dafür müssen diese aber von meist ähnlich ausgebildeten Sturmsedimenten eindeutig unterschieden werden können. Geländearbeiten wurden in Thailand (Khao Lak, Tsunami 2004) und der Dominikanischen Republik durchgeführt, mit anschließenden sedimentpetrographischen und ökologischen Detailuntersuchungen. Die Massen großer Blöcke wurden näherungsweise bestimmt und hydraulische Mindestbedingungen für ihren Transport rekonstruiert. In Khao Lak finden sich verbreitet siltig-sandige Tsunamisedimentlagen. Diese unterscheiden sich durch höheren Silt-, Ton- und Karbonatgehalt deutlich von den Prätsunamisanden und –böden. Im Nahbereich von Ästuaren sind diese Unterschiede jedoch geringer ausgebildet. Ästuarferne Tsunamisedimente lassen sich auch gut von den Sanden des rezenten Strandes abgrenzen. Die petrographischen Merkmale belegen feinkörnige Schelfsedimente unterhalb der Wellenbasis als eine wichtige Quelle für die Tsunamisedimente. Lokal konnten auch tsunamiabgelagerte Korallenblöcke beobachtet werden. In der Dominikanischen Republik konnten entlang dreier Küstenabschnitte wellenabgelagerte Sedimente nachgewiesen werden (sandige Sedimentlagen: NE- und SW-Küste; Blockablagerungen: Südküste). Damit wurden erstmals solche Sedimente auf der Insel Hispaniola beschrieben. Im Gebiet von Playa Cosón (NE) wurde eine Lage aus massivem feinkörnigem Karbonatsand, welche einen karbonatfreien siltigen Ton in Tiefen von 20-38 cm überlagert, beobachtet. Die topographische Position dieser Sandlage (220-260 m landwärts des Meeres, landwärts eines ca. 2 m hohen, sandigen Rückens) und die Anwesenheit einer landwärts gerichteten synsedimentären Flammenstruktur erlauben die Zuordnung zu einem Tsunami (aufgrund der stratigraphischen Position zu jenem vom 8. August 1946). Die Foraminiferen-Vergesellschaftung wird dabei von flachmarinen Formen dominiert, aber es konnten auch Formen des äußeren Schelfs und Bathyals in geringen Mengen identifiziert werden. Eine bioklastreiche Sandlage, welche einen karbonatischen siltigen Ton in Tiefen von 30-83 cm überlagert, wurde im Gebiet von Puerto Viejo (SW) detektiert. Eine Zuordnung zu einem Tsunami oder Sturm ist dabei aufgrund der topographischen (bis 160 m landwärts des Meeres, 1 m über dem Meer), sedimentologischen und petrographischen Merkmale nicht eindeutig möglich. Speziell letzteres ist dabei häufig durch Bioturbation stark verändert. Die Sandlage führt z.T. hohe Gehalte an planktonischen Foraminiferen, mit gelegentlichem Vorkommen von Radiolarien. Die benthischen Foraminiferen werden von flachmarinen Formen dominiert, ein geringer Beitrag von Formen des tieferen Schelfs und Bathyals ist aber auch dokumentiert. Somit kann die Sandlage als Tsunamisediment interpretiert werden (Ereignis vom Oktober 1751), da Sturmwellen nicht in der Lage sind Sediment aus diesen Wassertiefen an Land zu transportieren. Die Südküste der Dominikanischen Republik wird von einer gehobenen Karbonatplattform pleistozänen Alters aufgebaut, entlang derer wellenabgelagerte Blöcke nachgewiesen werden konnten. Mit Ausnahme von selten vorkommenden jungen Korallenblöcken stammen alle Blöcke von der meerwärtigen Kante der Plattform. Morphologisch liegen sie häufig als Einzelblöcke, in Entfernungen von einigen Zehnermetern zur Felskante und einigen Meter über dem Meer, vor (Akkumulationen, z.T. rücken- oder wallartig, wurden nur selten beobachtet). 18 Blöcke weisen Massen > 25 t auf, wobei der größte bei etwa 90 t liegt. Einige dieser Blöcke weisen eindeutige Charakteristika für eine Ablagerung durch einen Tsunami auf, während andere als Sturmablagerungen interpretiert werden können. Somit werden diese Blockablagerungen als das Produkt von mindestens einem prähistorischen Tsunami und multiplen Starksturmereignissen interpretiert.

KW - Tsunamisedimente

KW - siltig/sandige Sedimentlagen

KW - Blockablagerungen

KW - Hydrodynamik

KW - Sedimentpetrographie

KW - Foraminiferen

KW - Thailand

KW - Dominikanische Republik

KW - Tsunami deposits

KW - silty/sandy sediment layers

KW - boulders

KW - hydrodynamics

KW - sediment petrography

KW - foraminifers

KW - Thailand

KW - Dominican Republic

M3 - Dissertation

ER -