Deformation-induced supersaturation of immiscible binary systems

Publikationen: Thesis / Studienabschlussarbeiten und HabilitationsschriftenDissertation

Abstract

Metalle, die im thermodynamischen Gleichgewicht unlöslich sind, können durch Verformung in einen metastabilen, übersättigten Zustand gebracht werden. Trotz detaillierter Untersuchungen in den letzten Jahrzehnten sind die zugrundeliegenden Mechanismen und Schlüsselfaktoren für diese Übersättigungsprozesse immer noch umstritten. Um zu verstehen wie diese Prozesse stattfinden, braucht es grundlegendes Wissen über die Verformungsmechanismen in unmischbaren Kompositwerkstoffen. Die charakteristischen Eigenschaften der jeweiligen Materialsysteme wie Härte, Volumsanteil und Anordnung der beteiligten Phasen, können komplexe interagierende Verformungsprozesse verursachen. Um den Zusammenhang zwischen Verformungsmechanismen und Übersättigungsprozessen zu untersuchen, wurde eine systematische Variation der möglichen limitierenden Parameter während der Hochdrucktorsionsumformung an zwei Materialsystemen durchgeführt. Dafür wurden Cu-Ag und Ag-Ni gewählt, da die beiden Systeme bezüglich Gitterstrukturen und positiver Mischungsenthalpie übereinstimmen, jedoch die jeweiligen Phasen unterschiedliche Sättigungshärten aufweisen. In den Cu-Ag Kompositen mit einer Anfangsphasengröße im Mikrometerbereich kann die Mikrostrukturentwicklung und das Verfestigungsverhalten in drei unterschiedliche Bereiche gegliedert werden. Zu Beginn der Verformung führt die Ko-deformation der einzelnen Phasen zu einer lamellaren Struktur unabhängig von Zusammensetzung und Temperatur. Im zweiten Stadium hingegen treten starke Unterschiede auf. In Kompositen mit niedrigen und hohen Ag-Gehalten führt weitere Ko-deformation zur Bildung eines einphasigen übersättigten Mischkristalls im dritten Stadium, das auch als Sättigungsregime bezeichnet wird. Bei mittlerer Zusammensetzung führen die ähnlichen Volumsanteile der Phasen zur Behinderung der Versetzungsbewegung und damit zur Verformung über Scherbänder. Da in diesen Scherbändern hohe Dehnungen realisiert werden entsteht dort eine Übersättigung. Die lamellare Matrix hingegen behält einen zweiphasigen Zustand bei und im Sättigungsregime entsteht eine Struktur, die sich aus Cu-reichen, Ag-reichen und übersättigten Regionen zusammensetzt. Um eine homogene einphasige übersättigte Legierung in der mittleren Zusammensetzung zu erreichen, ist eine Reduzierung der Umformtemperatur mittels flüssigem Stickstoff notwendig. Bei erhöhten Umformtemperaturen findet aufgrund thermodynamischer Triebkräfte eine Entmischung statt und es entstehen Komposite mit getrennten Phasen unabhängig von der Zusammensetzung. Generell wird ein Übergang von vollständig übersättigten einphasigen Legierungen bei tiefen Temperaturen zu vollkommen entmischten Phasen bei höheren Umformtemperaturen beobachtet. Das Temperaturfenster für vollständige Übersättigung hängt vom Volumsanteil der Phasen ab. Im Ag-Ni System weisen die einzelnen Phasen einen deutlichen Unterschied in der Sättigungshärte auf. Das Verformungsverhalten wird daher bestimmt von ausgeprägter Dehnungslokalisation in der weicheren Ag-Phase sowie Streckung und wiederholtes Auseinanderbrechen der härteren Ni-Phase. Dieser Effekt ist umso stärker je niedriger der Volumsanteil der härteren Phase ist. In Ag-2.3wt%Ni Kompositen ist der Fragmentierungsprozess der Ni-Phase extrem verzögert und selbst bei der höchsten aufgebrachten Dehnung sind noch ursprüngliche Ni-Partikel zu finden. Infolgedessen sind sehr hohe Dehnungen notwendig um eine Übersättigung zu erreichen. Schlussfolgernd muss festgehalten werden, dass ein grundlegender Zusammenhang zwischen den jeweiligen Verformungsmechanismen und dem Grad der Übersättigung besteht, da inhomogene Verformungswege den Prozess der Übersättigung begrenzen oder verzögern können.

Details

Titel in ÜbersetzungVerformungsinduzierte Übersättigung in unmischbaren binären Systemen
OriginalspracheEnglisch
QualifikationDr.mont.
Betreuer/-in / Berater/-in
  • Pippan, Reinhard, Beurteiler A (intern)
  • Clemens, Helmut, Beurteiler B (intern)
StatusVeröffentlicht - 2016